Fasten – hungrig nach Gott

Fasten – hungrig nach Gott

Hungrig nach Gott oder zufrieden mit der Welt?

Die reifsten und stärksten Gläubigen sind diejenigen mit dem größten Verlangen nach Gott. Ihre Seelen lechzen nach Ihm wie ein Hirsch nach frischen Wasserbächen (Psalm 42,2). Umherstreifend in der Wüste sehnen sie sich nicht nach Wasser, sondern schmachten und dürsten danach, Gottes Macht und Herrlichkeit zu sehen (Psalm 63,1-3; 2. Mose 33,18). Sie hungern nach dem Brot des Lebens (Johannes 6,35) und dürsten nach der Quelle des lebendigen Wassers, Jesus Christus. Weil sie erfahren haben, dass bei Ihm, und zwar nur bei Ihm, ihre Seelen satt werden wie von einem Festmahl (Psalm 63,6), suchen sie Ihn umso eifriger.

Doch dieses Verlangen nach Gott bleibt nicht unangefochten. Begierden nach anderen Dingen drohen einzudringen und das Wort zu ersticken (Markus 4,19). Diese anderen Dinge, wie Jesus sie in Seinem Gleichnis vom Sämann beschreibt, sind meistens keine in sich bösen Dinge. Der größte Feind für die Liebe zu Gott sind Gottes gute Gaben. Schon manch einer wurde wegen eines Ackers, fünf Joch Ochsen oder einer Ehefrau von Gottes Bankett abgehalten (Lukas 14,15-24). Ein sehr guter Test dafür, ob sich unsere Herzen wirklich nach Gott sehnen, oder vollgestopft sind von dem was der Tisch der Welt bietet, ist christliches Fasten.

Christliches Fasten ist Ausdruck der Sehnsucht nach Christus

Fasten meint in erster Linie einen freiwilligen Verzicht auf Essen. Jesus ging davon aus, dass seine Nachfolger ein wohltätiges, betendes und fastendes Volk sei (Matthäus 6, 1-18: ‚wenn ihr aber fastet […].‘). Fasten ist also Teil des christlichen Lebens und wird doch nicht nur von Christen praktiziert.

So gut wie in jeder Religion der Welt wird gefastet. Sogar nichtreligiöse Menschen fasten aus gesundheitlichen oder politischen Gründen.

Was genau aber macht christliches Fasten einzigartig?

Der Schlüsseltext, der diese Frage beantwortet, ist Matthäus 9,14-17. Die Jünger des Johannes wundern sich darüber, dass Jesu Jünger im Gegensatz zu ihnen und den Pharisäern nicht fasten. Dem entgegnet der Herr: „Können die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen genommen sein wird, und dann werden sie fasten.“. Die Propheten des Alten Testaments verglichen die Beziehung zwischen Gott und Seinem Volk mit einer Ehe (Hesekiel 16; Jesaja 62,5; Hosea 2,19-20). Mit dem Kommen Jesu, dem fleischgewordenen Gott, ist jetzt etwas Spektakuläres geschehen: Der Bräutigam Israels ist mitten unter Seinem Volk! Es ist Zeit zu feiern, wie auf einer Hochzeit. Fasten hat jetzt keinen Raum. Später aber, wenn der Bräutigam weg ist (das bezieht sich wohl auf die gesamte Zeit der Gemeinde bis zu Jesu Wiederkunft), ist Fasten angebracht.

Warum? Im jetzigen Zeitalter schmerzen die Herzen all derer, die Christus lieben, weil ihr Bräutigam nicht so umfassend, spürbar nahe und herrlich bei ihnen ist, wie sie sich das wünschten. Sie hungern nach mehr von Ihm. Deshalb fasten sie. Sie bringen damit ihre Sehnsucht nach Christus zum Ausdruck.

„Fasten ist das leibliche Ausrufezeichen am Ende des Satzes „Komm, Herr Jesus!“ [Offenbarung 22,20].“ – John Piper.

Es ist eine Art und Weise, Christus mit unserem Körper zu zeigen, dass Er uns wichtiger ist als alles, was die Welt uns bieten kann.

Fasten ändert den Lauf der Geschichte

Wenn Gottes Volk fastet, können mächtige Dinge passieren. Als Juda von einer mächtigen Menge feindlicher Krieger bedroht wurde und König Josaphat ein landesweites Fasten ausrief, vertilgten die Feinde sich selbst (2. Chroniker 20). Als die Juden kurz vor einem Genozid standen und für Königin Esther fasteten, kam das Unheil nicht auf Gottes Volk, sondern auf alle, die es hassten (Ester 4,16). Als sich die frühe Gemeinde Leitung erbat, wer zur Missionsreise aufbrechen soll, fastete sie einmütig. Der Heilige Geist antwortete, Paulus und Barnabas wurden auserkoren, und als Folge ihres Dienstes fanden unzählige Seelen den Weg zu einer ewigen Freude (Apostelgeschichte 13,1-3).

Die Liste hört hier nicht auf. Viele Beispiele auch aus jüngerer Kirchengeschichte könnten genannt werden, wo Fasten den Status Quo auf den Kopf stellte. Gott gefällt es, den Lauf der Geschichte von Zeit zu Zeit durch das Fasten Seines Volkes entscheidend zu ändern.

Fasten als geistliche Waffe im Kampf für die Ehre unseres Königs

Wer die Kosten abgewägt hat und den Mut hat, Christus nachzufolgen, verlässt den breiten Weg, schlüpft durch die enge Pforte und geht den mühseligen, aber freudigen Pfad der Selbstverleugnung (Matthäus 7,13-14). Einst war er unter der Herrschaft der Finsternis ein Feind Gottes. Nun hat er die Seiten gewechselt und kämpft als Kind Gottes mit den Waffen des Lichts nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die bösen geistlichen Mächte, deren Fürst der Teufel ist (Epheser 6,12). Wer im Kriegsdienst steht, verstrickt sich nicht in Geschäfte des Lebensunterhalts (2. Timotheus 2,4). Er fokussiert sich auf den Kampf des Glaubens und greift zum ganzen Waffenarsenal Gottes, worin sich auch die Waffe des Fastens findet.

Wofür kämpft ein Krieger des Lichts?

Er kämpft für die Ehre Seines Königs. Als wahrer Christ liebt er Christus. Und als solcher wünscht er sich nichts so sehr, als dass Sein Name hochgelobt wird in aller Welt. Seine Sehnsucht ist, dass Christus Ehre empfängt von Menschen aus allen Völkern durch ihren freudigen Herzens-Lobpreis. Noch ist dieses Ziel nicht erreicht. Das Ende dieser Weltzeit wird nicht kommen, bis Menschen aus allen Stämmen, Sprachen, Völkern und Nationen das Evangelium gehört und geglaubt haben (Offenbarung 7,9ff.). Gott kommt zu diesem Ziel, mit oder ohne uns. Er braucht uns nicht.

Aber wäre es nicht die größte Ehre und Freude, eine entscheidende Rolle in Gottes Rettung für Menschen aus allen Völkern zu spielen?  Wie viel ist möglich, wenn sich eine Gemeinde gemeinsamem Fasten widmet als Ausdruck ihrer Sehnsucht nach der Offenbarung von Christi Herrlichkeit in aller Welt? Der Lauf der Geschichte könnte sich radikal ändern. Die Mächte der Finsternis zittern vor einer Gemeinde, die einmütig miteinander kämpft für den Glauben des Evangeliums (Philipper 1,27). Möge Gott in uns einen neuen Hunger nach Christus geben, ausgedrückt durch gemeinsames Fasten, mit dem Ziel, dass Sein Name geheiligt werde in aller Welt und Sein Reich komme mit großer Macht und Herrlichkeit. Amen.