Das unterschätzte Potential des Bibellesens zu zweit

Das unterschätzte Potential des Bibellesens zu zweit

Stell dir vor, jeder in deiner Gemeinde würde regelmäßig die Bibel lesen. „Jeder?“, fragst du dich vielleicht. „Ich gehöre selbst zu denen, die sie nicht regelmäßig lesen“. Aber was denkst du – würde deine Gemeinde in Christusähnlichkeit wachsen, wenn das passieren würde?

Stell dir vor, jeder in deiner Gemeinde würde regelmäßig evangelistische Beziehungen pflegen. „Vielleicht ein paar Leute, aber sicher nicht die Mehrheit“, denkst du, während du feuchte Hände bekommst, weil du dich selbst nicht für einen Evangelisten hältst. Wir alle erkennen die Superevangelisten in unserer Mitte an, aber das kann doch sicher nicht jeder machen, denken wir. Aber was wäre, wenn wir es tun würden? Was wäre, wenn jeder von uns einer Person nachgehen würde, um mir ihr das Evangelium zu teilen?

Stell dir vor, jeder in deiner Gemeinde wüsste, wie man Jüngerschaft lebt. „Träum weiter“, lachst du in dich hinein. „Jüngerschaft ist die Aufgabe des Pastors. Dafür wurde er ausgebildet“. Aber was wäre, wenn du dafür ausgebildet werden könntest? Was wäre, wenn es einen einfachen Weg gäbe, der dir und anderen dabei hilft, in der Gnade zu wachsen?

Aus meinem Dienst in der örtlichen Gemeinde weiß ich, dass es eine einfache Sache gibt, die uns – durch Gottes Gnade – dazu ermutigt, die Bibel zu lesen, evangelistisch tätig zu werden und in einer Jüngerschaftsbeziehung zu leben. Es ist das Bibellesen zu zweit.

2 Personen + 1 Bibel + regelmäßige Treffen = Evangeliumsfrucht

Bibellesen zu zweit ist nicht kompliziert. Es besteht aus zwei Personen, die sich regelmäßig treffen, um gemeinsam durch ein Buch der Bibel zu lesen.

Sie können sich wöchentlich oder alle zwei Wochen treffen. Während dieser Treffen machen sie Folgendes: sie beten; lesen gemeinsam einen Bibelabschnitt; fragen einfache, den Text betreffende Beobachtungs-, Interpretations- und Anwendungsfragen; beten noch einmal; und planen das nächste Treffen für den nächsten Abschnitt. Diese Treffen finden so lange statt, bis sie das Buch gemeinsam durchgelesen haben.

Diese einfache Aktivität bringt die Leute dazu, ihre Bibeln regelmäßig zu lesen. Außerdem hilft sie uns, wenn wir auf schwer verständliche Passagen stoßen. Denk an deine Freunde, die die Bibel meiden, weil sie mit den Gesetzen in 3. Mose, den Kleinen Propheten oder Paulus’ Lehren über die Gnadengaben nicht zurechtkommen. Und denke an die Texte, die dich oftmals verwirren.

Diese einfache Aktivität bringt die Leute dazu, ihre Bibeln regelmäßig zu lesen. Außerdem hilft sie uns, wenn wir auf schwer verständliche Passagen stoßen.

Die Bibel mir einer anderen Person zu lesen, ist sehr ermutigend. Vielleicht habt ihr beide dieselben Fragen. Oder einer von euch hat die Antwort. Oder ihr stellt beide ein paar Nachforschungen an und tauscht euch dann bei eurem nächsten Treffen über die Ergebnisse aus.

Mit der Hilfe eines Freundes ist das Bibellesen nicht mehr einschüchternd. Tatsächlich ist es befriedigend, die lebenspendenden Worte der Schrift zu verstehen und in diesem Verständnis zu wachsen.

Bibellesen als Evangelisation

Bibellesen zu zweit ist auch ein effektiver Weg, das Evangelium mit jemandem zu teilen, der nicht an Christus glaubt. Ich zum Beispiel habe Freunde, die am Glauben interessiert sind, aber Einwände gegen das Christentum haben. Fast immer haben sie diese Einwände deshalb, weil sie nicht die Primärquelle (die Bibel) für sich selbst lesen, sondern auf andere nichtchristliche Kritiker hören.

Bibellesen zu zweit ist auch ein effektiver Weg, das Evangelium mit jemandem zu teilen, der nicht an Christus glaubt.

Ich sage ihnen, dass sie nicht etwas ablehnen können, das sie nicht selbst aus erster Hand gelesen haben. Dann lade ich sie dazu ein, die Bibel gemeinsam mit mir zu lesen.

Beim letzten Mal musste meine Lesepartnerin die Realität der Göttlichkeit und Heiligkeit Christi aufgrund seiner Lehren, Heilungen und seinem Dienst an anderen anerkennen. Während wir durch das Markusevangelium lasen, weinte sie, als wir zu den Verrats-, Prozess- und Kreuzigungsszenen kamen. Wie konnten Christi Freunde ihn nur verlassen?!

Während der Wochen, in denen wir uns trafen, arbeitete der Herr langsam im Herzen meiner Freundin und bewegte sie zur Buße und zum Glauben.

Bibellesen als Jüngerschaft

Sobald jemand Buße tut und glaubt, dass Jesus der Christus ist, kann das Bibellesen nicht aufhören. Die Jüngerschaft muss weitergehen – sowohl für neue als auch für langjährige Christen.

Im Falle meiner Freundin ermutigte ich sie, den Pfad der Jüngerschaft durch gemeinsames Bibellesen mit einer anderen Person weiter zu verfolgen und dabei ein neues Buch auszuwählen, um nun dieses zu entdecken.

Indem sie die Bibel mehr und mehr mit anderen Christen liest, lernt sie mehr über Gott und sein Erlösungswerk durch Christus und wächst so in der Jüngerschaft. Sie wächst als eine Jüngerin und sieht, wie man ein Leben in Heiligkeit führt, das Gott gefällt. Sie wächst als eine Jüngerin in ihrem Bibelverständnis, sodass sie nun auch selbst evangelisieren kann. Ganz egal, wo wir uns auf dem Jüngerschaftspfad befinden, Bibellesen wird unser Wachstum immer fördern (vgl. 2Tim 3,16–17).

Bibellesen zu zweit ist nicht die einzige Möglichkeit zu evangelisieren und Jüngerschaft zu leben. Aber wenn wir nicht wissen, was wir in diesen Bereichen tun sollen, ist es ein guter Startpunkt. Durch diese regelmäßige Praxis werden wir mehr Gemeindemitglieder – wir selbst eingeschlossen – dabei beobachten können, wie sie die Bibel lesen, evangelisieren und Jüngerschaft leben. Die Methode mag simpel sein, aber die Frucht ist für die Ewigkeit.

Durch diese regelmäßige Praxis werden wir mehr Gemeindemitglieder – wir selbst eingeschlossen – dabei beobachten können, wie sie die Bibel lesen, evangelisieren und Jüngerschaft leben.

Über die Autorin

Colleen McFadden bildet Bibellehrerinnen in Zusammenarbeit mit dem Charles Simeon Trust aus. Sie leitet außerdem die Frauenarbeit in ihrer Ortsgemeinde, der Trinity Community Church in der Nähe von Philadelphia (USA). Colleen arbeitet außerdem für den Verlag Matthias Media, der sich die Förderung von Jüngerschaft zur Aufgabe gemacht hat.

Dieser Beitrag erschien auf deutsch zuerst bei Evangelium21. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung. Zum Artikel.